Investitionskosten 3 – Kostenprognose für Salierweg hat „Luft“ für Einsparungen

Die geschätzten Investitionskosten für die möglichen Wege der Bonner Klärschlammverbrennung weichen stark voneinander ab. Ein wichtiger Faktor für die Differenzen dürften unterschiedliche Anlagenkonzeptionen sein. Auch Zusatzkosten, insbesondere für die externe Entsorgung, spielen eine Rolle.

 INVESTITIONSKOSTEN DOPPELT SO HOCH WIE DIE RICHTWERTE?

Auf den ersten Blick scheint auch bei den Kostenschätzungen viel für die großen Anlagen zu sprechen: Über 30 Mio Euro für 8 000 t am Salierweg. Für die MVA-Anlage war die Rede von Zahlen um die 40 Mio Euro und für die Kooperationslösung wurden 80 – 100 Mio Euro präsentiert.

 Schauen wir also (wieder einmal) genauer hin. Denn mal handelt es sich um Netto-, mal um Bruttowerte. Mal geht es allein um die Herstellungskosten für Bauten und technische Ausrüstung. Dann wieder sind Zusatzkosten für den Rückbau des Salierwegs oder für eine externe Entsorgung einbezogen. Da schwirrt selbst uns so manches Mal der Kopf – ehrlich!

 Beschränken wir uns zunächst auf die Kosten für Bauten, technische Ausrüstung und die sogenannten Nebenkosten (dazu gehört die Planung):

  •  Für die Kooperationslösung mit 70 000 t wurden bei einer Präsentation 80 – 100 Mio € (brutto) angegeben.
  • Die Kosten für die MVA-Lösung (35 000 t) werden in der Machbarkeitsstudie (Drs. 1811289ED16, S. 57) auf insgesamt 42,4 Mio € netto, damit über 50 Mio € brutto geschätzt.
  • Für die 8 000 t am Salierweg werden je nach Variante netto 22,4 Mio € bis 25 Mio € errechnet, damit brutto zwischen 26,7 Mio € und knapp 30 Mio € (Drs. 1811289ED2, Tab. 23 auf S. 70 und Anlage 7).

 Deutlich wird dabei, dass auch die Abweichungen vom Richtwert beim Salierweg überproportional hoch sind.

ANLAGENKONZEPTIONEN SALIERWEG MIT HOHEN SICHERHEITSPUFFERN

Als Erstes fällt auf, dass die Anlage am Salierweg mit sehr hohen Sicherheitspuffern geplant ist. Entweder sind – wie bei der bestehenden Anlage – zwei Linien mit jeweils 100 % Kapazität vorgesehen. Insgesamt sollen also nicht 8 000 t installiert werden, sondern 16 000 t. Die beiden Verbrennungslinien werden aber nicht gleichzeitig gefahren. Die zweite Linie wird nur bei Revisionen oder bei Störungen aktiviert. Damit wird eine hohe Entsorgungssicherheit erreicht und es kann beispielsweise auf Pufferspeicher verzichtet werden. Als Fazit bemerken die Gutachter jedoch lapidar, dass die Anlage wegen langen Stillstandzeiten eine schlechte Anlagenauslastung und eine hohe Wartungsintensität aufweist. Mit anderen Worten: Sie ist schlicht und einfach (zu) teuer!

 Alternativ wird ein Szenario mit nur einer Verbrennungslinie betrachtet. Sie zeichnet sich nach Aussage der Gutachter durch eine hohe und gute Anlagenauslastung aus. Diese Option wurde auch für die Strategie 4 (MVA-Lösung) gewählt (1 x 100 % bzw. 1 x 35 000 t). Für Revisionszeiten oder Störungen sind dann Einrichtungen wie Trockengutsilos erforderlich. Warum dies für die kleine Anlage am Salierweg mit 1 600 m3 ein Vielfaches der MVA-Lösung (300 m3) sein muss, bleibt aber zumindest für uns ein Rätsel …

 Ein dritter Ansatz mit zwei Linien à 50 % (also 2 x 35 000 t) wird für die Strategie 1 (Kooperationslösung) realisiert.

 Die Auswirkungen auf die Investitionen sind keine „peanuts“. Für den Ansatz mit zwei Verbrennungslinien fallen am Salierweg 3 Mio Euro mehr an als bei der 1×100 %-Lösung. Die großen Trockengutsilos, die alternativ zu errichten sind, schlagen auch mit 2,5 Mio Euro zu Buche (Drs. 1811289ED2, S. 15f und Anlage 7, und Drs. 1811289ED17, Anlage 3 des MVA-Gutachtens).

TEURE EXTERNE ENTSORGUNG?

Außerdem fallen einige zusätzliche Kosten an. Dazu gehören der Rückbau der alten Anlage und ein neues Blockheizkraftwerk. Ein besonders „dicker Brocken“ sind die Kosten für die externe Entsorgung des Klärschlamms, wenn die neue Anlage am Salierweg gebaut wird. 6,4 Mio Euro sind für die Bauzeit von 2,5 Jahren einberechnet. Natürlich ist es richtig, dass die anfallenden 20 000 t sich nicht in Luft auflösen und anderweitig entsorgt werden müssen. Auch sind 320 € / Tonne nicht zu hoch veranschlagt (es ist eher damit zu rechnen, dass der Preis künftig steigen wird).

 Aber: Gleichzeitig entfallen die Kosten für die Verbrennung am Salierweg. Da diese mit gegenwärtig 620 € / Tonne sehr hoch sind, summiert sich das für 20 000 t auf 12,4 Mio Euro. Auch wenn sicher nicht die gesamten Ausgaben eingespart werden können (weil etwa Personal weiter beschäftigt wird), ist es unseres Erachtens nicht seriös, diese Einsparungen überhaupt nicht zu berücksichtigen.

FAZIT

Bei den Investitionskosten für den Salierweg dürfte es noch einige „Luft“ geben für Einsparungen!

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