Emissionen 4: Heizkraftwerk Nord – modern, aber dennoch eine Stickoxidschleuder

Das Heizkraftwerk Nord (HKW Nord) ist eine hochmoderne, umweltfreundliche Anlage. Mit einer neuen Gas-und-Dampf-Turbinenanlage erreicht sie einen Wirkungsgrad von 90 %. Das spart viele Schadstoffemissionen ein. Aber: Noch vor der benachbarten MVA ist das HKW Nord absolut einer der großen Einzel-Emittenten in Bonn. Bei den Stickoxiden ist es mit 294 Tonnen jährlich sogar der größte industrielle Emittent. Zusammen mit der MVA ist es für 15 % der Bonner Stickoxidemissionen verantwortlich. Zahlen zu weiteren Schadstoffen werden nicht veröffentlicht.

KLIMAFREUNDLICHE FERNWÄRME UND STROM

Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird an der Karlstraße im Bonner Westen Strom produziert. Heute ist das Heizkraftwerk Nord (HKW Nord) eine hochmoderne Anlage, die 50 % des Bonner Stroms erzeugt und über 2 000 Haushalte mit Fernwärme versorgt. 2013 wurde eine neue Gas-und-Dampf-Turbinenanlage installiert, mit der ein Wirkungsgrad von 90 % erreicht wird.

Jährlich werden so bis zu 194 000 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente eingespart, zum Beispiel im Vergleich zu herkömmlichen Zentralheizungen. Auch die Müllverbrennungsanlage, die direkt neben dem HKW Nord liegt, leistet dazu einen Beitrag. Denn sie liefert jährlich etwa 500 Mio Kilowattstunden Dampf, der im Heizkraftwerk in Strom und Fernwärme umgewandelt wird.

WERMUTSTROPFEN: HOHE STICKOXIDEMISSIONEN – “BLACK BOX” BEI DEN ANDEREN SCHADSTOFFEN

So weit, so gut und beeindruckend. Beim Thema Schadstoffe allerdings werden die Stadtwerke zugeknöpft. Trotz mehrfacher Nachfragen nach den Emissionen haben wir keinerlei Zahlen erhalten, weder zu den Grenzwerten, noch zu den Gesamtfrachten, also dem absoluten Ausstoß.

Der aktuelle Entwurf für die 2. Fortschreibung des Luftreinhalteplans (Oktober 2018) verdeutlicht aber, dass das HKW Nord einer der großen industriellen Schadstoffemittenten ist. Bekannt sind jedoch nur die Stickoxidwerte. 2016 kamen allein 294 Tonnen Stickoxidemissionen aus dem Schornstein. Das ist fast eine Tonne täglich. Damit ist das HKW Nord die Nummer 1 bei den industriellen Emittenten. Die MVA, die direkt daneben liegt, hat in 2016 mit 154 Tonnen knapp die Hälfte ausgestoßen und steht an zweiter Stelle. Im Bonner Westen fallen somit rund 2/3 der industriellen Stickoxidemissionen an. Das sind knapp 15 % der gesamten Stickoxidemissionen in Bonn (3 017 Tonnen). Daten zu anderen Schadstoffen sind uns nicht bekannt.

Zum Vergleich: Hauptquelle für Stickoxide in Bonn ist der Verkehr (insbesondere Schiffs- und Straßenverkehr) mit rund 2100 Tonnen Ausstoß jährlich.

Quelle: Bezirksregierung Köln, Luftreinhalteplan für das Stadtgebiet Bonn, 2. Fortschreibung 2019 – Entwurf, Oktober 2018, Abb. 4, S. 23
Quelle: Bezirksregierung Köln, Luftreinhalteplan für das Stadtgebiet Bonn, 2. Fortschreibung 2019 – Entwurf, Oktober 2018, Abb. 4, S. 23

QUELLEN UND WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN ZUM HEIZKRAFTWERK NORD

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