Schauen wir uns die Inhaltsstoffe im Klärschlamm genauer an: Schwermetalle, organische Verbindungen, Arzneimittelrückstände, Nanomaterialien, Krankheitserreger
SCHWERMETALLE
Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Kupfer oder Zink gelangen beispielsweise über Rohre, Dachrinnen oder Bremsbeläge ins Abwasser und damit in den Klärschlamm. Diese Schadstoffe sowie Chrom, Nickel und Quecksilber haben nach Angaben des UBA seit 1977 deutlich abgenommen. Zink steigt aber seit der Jahrtausendwende wieder an, Kupfer und Nickel stagnieren.
Während Kupfer zu den lebensnotwendigen Spurenelementen zählt, sind Substanzen wie Blei und Cadmium schon in geringen Mengen giftig und können beispielsweise das Nerven- und Verdauungssystem beeinträchtigen.
ORGANISCHE VERBINDUNGEN
Ein großer Teil des Klärschlamms besteht aus organischen Verbindungen. Sie enthalten immer Kohlenstoff, häufig weitere Elemente wie Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff. Alle Lebewesen sind aus organischen Materialien aufgebaut. Zu den organischen Verbindungen gehören aber auch kritische Substanzen wie
- Dioxine und Furane (PCDD/F),
- Halogen- und
- Organozinnverbindungen. Problematisch sind außerdem
- PAK (polyzyklisch-aromatische Kohlenwasserstoffe),
- PCB (polychlorierte Biphenyle, inzwischen verboten) und
- PFT (perfluorierte Tenside).
Sie stammen aus verschiedenen Quellen wie Verbrennungsprozessen oder aus Chemikalien, die im Gewerbe und im Haushalt verwendet werden. Dazu gehören Reinigungs- und Körperpflegemittel, Holzschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel, Hilfsmittel in der Produktion oder auch Medikamente.
Diese Stoffe können sich anreichern, in der Umwelt, in Nahrungsmitteln und damit letztlich im Körper. Sie können bereits in geringen Mengen schädlich sein, etwa krebserregend.
ARZNEIMITTELRÜCKSTÄNDE UND NANOMATERIALIEN
Arzneimittel gelangen entweder über die Ausscheidungen ins Abwasser oder weil übrig gebliebene Medikamente über die Toilette entsorgt werden. In den Kläranlagen werden sie bisher nur teilweise entfernt. Bei der Verbrennung werden die Schadstoffe dagegen laut Bundesgesundheitsministerium weitgehend zerstört oder inaktiviert.
Wird der Klärschlamm in der Landwirtschaft genutzt, können sich die Arzneimittelrückstände im Boden und in Gewässern anreichern. Laut Umweltbundesamt weiß man wenig darüber, wie sich diese Stoffe dort verhalten. Dies gilt auch für die Langzeitwirkungen. Eine akute Gefahr für die menschliche Gesundheit wird vom UBA derzeit nicht gesehen.
Auch bei Nanomaterialien (also sehr kleinen Stoffpartikeln) und kleineren Kunststoffteilen gibt es kaum Erkenntnisse, wie sie sich diese Stoffe nach der Entsorgung verhalten, ob sie schädlich oder unschädlich sind – egal ob sie verbrannt oder als Dünger verwandt wurden.
KRANKHEITSERREGER
Über die Toilette und damit den Klärschlamm können auch Krankheitserreger wie Bakterien, Viren, Parasiten, Wurmeier verbreitet werden. Möglicherweise bilden sich auch neue Resistenzen. Dies gilt vor allem bei einer Entsorgung als Dünger in der Landwirtschaft; bei hohen Verbrennungstemperaturen werden sie dagegen abgetötet.
QUELLEN / EINSTIEGSLITERATUR UND GESETZE
Für den Einstieg in die Thematik eignen sich das Umweltbundesamt und Wikipedia, die gleichzeitig Quellen für diesen Beitrag sind:
- UBA; Klärschlammentsorgung in der Bundesrepublik Deutschland, 2018, guter Einstieg, inbesondere in den Kapiteln 2 und 5
- UBA, Kompost und Klärschlamm
- UBA, Düngemittel
- UBA, Dioxine
- UBA, Per- und polyfluorierte Chemikalien
- Wikipedia, Schwermetalle
- Wikipedia, Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe
Gesetzestexte
- die novellierte Klärschlammverordnung (AbfKlärV ) vom 3. Oktober 2017
- die novellierte Düngemittelverordnung (DüMV) vom 27. Mai 2015die Düngeverordnung (DüV) vom 26. Mai 2017